Die 30.150 Zuschauer in der ausverkauften Sinsheimer Arena kamen in einem dramatischen und hochinteressanten Match voll auf ihre Kosten.
Den Kraichgauern ist das gelungen, wovon sie seit ihrer Erstligazugehörigkeit 2008 träumen: Der 1:0-Erfolg war der erste Sieg über den Weltklub durch den elften Saisontreffer des Kroaten Andrej Kramaric (21.).
Im 150. Bundesligaheimspiel war es zugleich der 100. Sieg für die Blau-Weißen.
TSG 1899 Hoffenheim vs. 1. FC Bayern Muenchen v. li. im Zweikampf Niklas Süle (Hoffenheim) und David Alaba (München). Bild: S. Lörz
Ein hochzufriedener TSG-Gesellschafter und Mäzen Dietmar Hopp nach dem Abpfiff: "Der 18. Versuch war der Schönste. Ich hatte vor dem Spiel gesagt: Ein Unentschieden macht mich glücklich, mit einer knappen Niederlage bin ich zufrieden - und jetzt ist etwas Unfassbares für mich passiert. Ja, der Sieg war ist ein großer Schritt in Richtung Europa."
Durch den 13. Saisonerfolg rückte die TSG bis auf einen Punkt an Leipzig auf Platz zwei ran. Trainer Julian Nagelsmann lag mit seiner Vorhersage goldrichtig: "Wir brauchen einen richtig guten Tag. Vielleicht erwischen die Bayern nicht den Topsahnetag."
Der TSG-Coach beginnt mit der gleichen Startformation, die vier Tage zuvor eindrucksvoll mit 3:1 bei Hertha BSC Berlin gewann. Von Beginn an legen sich die Gastgeber mächtig ins Zeug und haben durch Kramaric (8.) und Nadiem Amiri (9.) hochkarätige Führungschancen. Das mutige und engagierte Auftreten gegen in dieser Phase völlig überforderte Bayern wird in der 21. Minute belohnt. Kramaric trifft per Vollspannschuss mit gemessenen 93-km/h aus 17 Meter, nicht unhaltbar für Neuer-Vertreter Sven Ulreich, in die Maschen.
TSG 1899 Hoffenheim vs. 1. FC Bayern Muenchen Andrej Kramaric (Hoffenheim) erzielte das 1:0 für Hoffenheim. Bild: S. Lörz
Auch in der Folge bleiben die Gastgeber brandgefährlich, spielen geduldig und ballsicher, wirken souverän im Spiel nach vorn. Kurz vor der Pause fast das 2:0, nachdem nach einer Traumkombination Kerem Demirbay frei vor dem Tor am glänzend parierenden Ulreich scheitert. Glück in der 45. Minute, als Bayern-Torjäger Robert Lewandowski bei einem missglückten Schuss nur die Oberkante der Torlatte trifft.
Auf der Tribüne ein staunender Bundestrainer Joachim Löw: "Es ist ein sehr gutes Bundesliga-Spiel. Eines der besten, das ich diese Saison gesehen habe. Sehr intensiv, mit sehr viel Tempo. Hoffenheim hat in der ersten Halbzeit sehr gut und schnell nach vorne gespielt."
Die bislang enttäuschenden Münchner legen in der zweiten Hälfte deutlich einen Gang zu und drängen den Gegner zunehmend in die eigene Hälfte. Die größte Ausgleichschance bietet sich erneut Lewandowski, der mit einem Schuss am glänzend reagierenden TSG-Keeper Oliver Baumann scheitert (55.).
Weitere Großchancen bieten sich Franck Ribéry (73.), Mats Hummels (74.) und Lewandowski (93.). Doch bis zum Abpfiff bleibt den aufopferungsvoll und leidenschaftlich kämpfenden Hoffenheimer das Glück des Tüchtigen holt. Überschwänglicher Jubel kommt auf, als Schiri Stegemann um 21:52 Uhr eine historische Partie abpfeift. Die Zuschauer, die in den letzten zehn Minuten fast alle nur noch standen, klatschen frenetisch Beifall.
Ein überglücklicher Trainer Nagelsmann: "Ein Sieg über die Bayern tut immer gut. Unser Vertrauen steigt natürlich. Wir haben mutigen Fußball gespielt und uns am Ende dafür belohnt."
Am Samstag kann die TSG ihren Lauf fortsetzen und am 28. Spieltag beim Hamburger SV den 3. Tabellenplatz festigen. In dieser Form sind die Nordbadener ein heißer Anwärter auf die Champions League.